Ausgabe: 12/03

jung - kritisch - kreativ
 

 

Querschläger

Im Winter 1989/90 wurde in einer Bar im Pongau (Salzburgerland) an einer Idee gebastelt, um für das Folk- und Blues-Festival in Goldegg ein buntes Programm auf die Beine zu stellen. Die damals noch „Original Kreuzfidelen Querschläger“ wurden gegründet, und man entschloss sich, im heimischen Dialekt zu singen.

2003 – Nach zahlreichen Neubesetzungen, unzähligen ausverkauften Konzerten, einer Theaterproduktion und der Gründung eines eigenen Labels sind die „Querschläger“ zur Zeit mit ihrem nunmehr siebten(!) Album auf Tournee durch Salzburg und Oberösterreich. „Da wir im Moment nur etwa drei Viertel der Konzertangebote, die wir bekommen, spielen können, weil wir alle noch einen Beruf und teilweise Familie haben, kommen die geographisch näheren Angebote eher zum Zug. Meistens spielen wir im Sommer eine Reihe von Konzerten, heuer zum Beispiel in Niederösterreich, der Steiermark und Tirol.“ Die sieben „Herzblutmusiker“ touren mit über 20 Musikinstrumenten – von der E-Gitarre, über das Didgeridoo bis hin zu Birkenblatt und Maultrommel – und ihren Texten im Lungauer Dialekt durch das Land, doch eine Region wurde bisher noch nicht aufgesucht. „Wien wird schon auch einmal drankommen, nur ehrlich gesagt sind dort auch die Gagenangebote meistens eine Frechheit. Mich wundert’s, dass in manchen Venues überhaupt jemand spielt.“

Die Querschläger gehen stur ihren eigenen Weg und haben damit großen Erfolg. Sie lassen sich von niemandem sagen, wo, wann und wie sie spielen. Genau das könnte das Geheimrezept sein, dass die Leidenschaft ausmacht, die in ihren Songs und bei den Konzerten mitreißend ist. „Da wir, zwar im Schatten der großen elektronischen Medien und deshalb nicht so öffentlich präsent, ziemlich erfolgreich unterwegs sind, kriegen wir auch öfters Angebote und Verträge von Plattenfirmen zugeschickt, deren Bedingungen aber dermaßen indiskutabel sind, dass wir mittlerweile nicht einmal mehr zurückschreiben.“ Diese Einstellung wird durch einen Song des neuen Albums untermauert, nämlich „es kriagts ins nid“. Die 7-er Gruppe will mit dem gegenwärtigen „Musiksklavenmarkt“ nichts zu tun haben und das wird auch noch lange Zeit so bleiben.

Der Kopf der Truppe, Fritz Messner (Sänger, Texter, Kabarettist), hat schon 1974 im jungen Alter von zwölf Jahren seine erste Band namens „The Yellow“ gegründet und auch dazu einen frechen Kommentar parat. „Ich hatte gerade ein halbes Jahr Englischunterricht genossen und schrieb die Lieder. Die Texte waren, traue ich mich fast sagen, auch nicht viel schlechter oder belangloser als das meiste, was heute aus dem gerade aktuellen „The“-Schubladl der internationalen Tonträgermonopolisten kommt. Es klang auch ziemlich gleich, glaub ich, war halt vielleicht ein bisschen authentischer und nicht gar so cool.“

Die Musiker, zu denen die Querschläger aufschauen können, sind also in anderen Szenen zu suchen. „Die Well-Brüder („Biermösl Blosn“ – Anm. d. Verf.) sind ganz sicher die wichtigsten Vorbilder einer Facette unserer Musik, nämlich der gesellschaftskritischen Gstanzln und Volkslieder. Sie waren die allerersten, die alpine volksmusikalische Formen mit dezidiert politischen Texten brachten, schon Ende der Siebziger.“

Und dem neuen Album fehlt es nicht an zynisch gezeichneten gesellschaftskritischen Titeln, obwohl auch für private emotionale Texte Platz eingeräumt wurde. „Das sind einfach zwei Bereiche des Lebens, die in Liedern gespiegelt werden [...] Sie sind beide gleichberechtigt; tiefer und näher geht sicher der persönliche, lyrische Bereich, es ist uns aber schon auch wichtig, ein wenig über den eigenen Nabel hinauszuschauen.“ Und das machen sie nicht auf die Moralprediger-Tour, sondern geschickt mit Hilfe von lustigen Songtexten und kabarettistischen Einlagen bei den sehr amüsanten Konzerten. „Die gegenwärtige Form der Weltwirtschaft (und detto der österreichischen), die ja seit dem Zusammenbruch des Kommunismus praktisch als geistige Monokultur unkontrolliert vor sich hinwuchert braucht unkritische Konsumenten auf allen Ebenen, sie braucht Leute, die alles schlucken, was ihnen vorgesetzt wird, um in dieser Form weiter bestehen zu können. Das Denken der meisten Menschen und auch der meisten Politiker und Entscheidungsträger bewegt sich innerhalb dieser Mechanismen, deshalb sind Veränderungen schwierig. Wir versuchen in manchen unserer Lieder, den Leuten einen Spiegel hinzustellen, was sie dann darin sehen und welche Schlüsse sie ziehen, bleibt ihnen überlassen. Wir wollen keine Zeigefinger-Band sein, die Leuten vorschreibt oder vorsingt, was sie denken sollen.“

Genug der Zitate, lassen wir die Musik sprechen, die ohne viel Schnickschnack und „technischer Herumbastlerei“ funktioniert und noch lange funktionieren wird. „Ich schreibe seit 30 Jahren Lieder und würde es auch auf der berühmten einsamen Insel tun, ganz für mich allein.“ So, das war’s nun aber wirklich.

Hörbeispiele:

statussymbolpoleposition
schaust nåchand gach amål vabei

vögl auf n dåch

Nähere Infos sowie weitere Hörbeispiele auf der „hoamseitn“: www.querschlaeger.at

Bericht von:
Stephanie Bürgler

Deine Meinung zum Text kannst du hier deponieren.

::zurück::

520