Artikel in den SN / Life vom 7.11.03 (unveränderte Textkopie von der Online-Ausgabe)

Dazwischen liegt der gute Ton

Rastlos über das Land: Die Agit-Pop-Folker Querschläger 
gehen mit ihrem siebenten Album "zwischn schwachz und weiß" auf Tournee.

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BERNHARD FLIEHER

Im Frühjahr noch auf "Best of"-Tour - und jetzt schon wieder. Diesmal allerdings mit einem neuen Album. Die Querschläger aus dem Lungau geben keine Ruhe. Wie sollten sie auch? Zu viel ficht sie an, zu viel passiert draußen vor der Haustür, als dass sie eine Ruhe hätten.

Acht Jahre. Sieben CDs. 100 veröffentlichte Eigenkompositionen. Und eine simple Erklärung: "Weil es uns einfach Spaß macht, neue Lieder zu schreiben, weil im eigenen Studo die Möglichkeit dazu besteht, und natürlich auch, weil nach wie vor einfach große Nachfrage nach Querschläger-Scheiben besteht." So liest sich, was eine der erfolgreichsten Künstler-Karrieren dieses Landes ist.

Dieser Satz mag Querschläger-Anführer Fritz Messner mit Bescheidenheit zieren. Der Satz ist aber brutale Untertreibung. Genauso wie es eine Untertreibugn ist, wenn sich die Querschläger als "Restverwerter, die auf die Kraft von Liedern setzen", definieren. Sie beweisen seit Jahren, dass das reicht, um eine große, wichtige Band zu sein, deren Unangepasstheit den Atem raubt.

Die Querschläger liefern sich nicht aus. Einen Plattenvertrag hätten sie längst haben können. Die Bedingungen einer Industrie, die nach diktatorischen Maß-stäben funktioniert, kann sich ein halbwegs aufrechter Künstler aber nicht gefallen lassen. Und wofür hätten sie die Industrie gebraucht? 25.000 Alben haben sie bisher verkauft. Sie werden sich deshalb auch selbst die "lärcherne Schallplatte" für Verdienste um die innergebirgliche Independent-Musikvermarktung verleihen. Größtenteils bei Konzerten haben sie ihre Alben verkauft. Viele auch über die Homepage (www.querschlaeger. at). Eigenständigkeit und Courage werden nicht nur in den Liedern erzählt. Sie werden in Wirklichkeit umgesetzt.

Das passiert aber nicht mit der Brechstange des Rabaukentums, sondern mit der subtilen Kraft von Ironie und feiner Beobachtungsgabe. Sie beschreiben die Welt getreu dem Titel des neuen Albums: "zwischn schwachz und weiß". Eine Welt, in der empfindsame Zwischentöne das Sagen haben, wär' ihnen recht. So lange es die nicht gibt, müssen sie sehen, dichten und singen. "Irgendwann is alls amoal gar", heißt die letzte Nummer des neuen Albums. Stimmt. Aber bis dahin wird noch viel Wasser die Mur hinunterrinnen. Hoffentlich. Denn so lange die Querschläger musizieren, bleibt die Hoffnung groß, dass durch ihre Musik auch die Allerletzten begreifen, dass Heimat ein schönes bisserl mehr sein muss als Alpenglü-hen-Märchentraum, Dirndlkleid-Kitsch und Kulturerhaltungs-Gehabe.

Die Querschläger sind wichtig, weil sie ihre Umgebung lieben, aber dennoch immer ein waches Augen auf sie werfen. Die Querschläger gehören zu den besten Bands des Landes, weil sie nicht den Vorschlaghammer hervorholen müssen, um kraftvoll die scheinbar ewigen, grauslichen Zustände aufzuzeigen. Ihnen genügen Witz und Ironie - und eine unendlich große Liebe zu den Menschen.

© SN.                                                                        

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