Querschläger - Kultband aus dem Lungau

Die Bettlerhochzeit

Grundlegende Gedanken zum Projekt


Als uns (den Querschlägern) im letzten Jahr das Angebot gemacht wurde, für Sommer 2004 gemeinsam mit MOKRIT, dem Regisseur Gerard Es und dem Autor Mark Ubl eine neue Fassung der "Bettlerhochzeit" zu erarbeiten und die Aufführungen am Jagglerhof live mit Liedern und Stücken zu unterstützen, zögerten wir nicht einen Augenblick und sagten sofort zu. Einerseits war uns die erfolgreiche Zusammenarbeit mit oben genanntem Team bei der Produktion des Stückes "Die Fabrik" im Sommer 2000 noch in bester Erinnerung, andererseits reizten uns der Stoff und das Stück, weil sie in ihrer Vielschichtigkeit Anknüpfungspunkte auf verschiedensten Ebenen bieten. Da gibt es die historische Ebene des Prozesses von 1688/89, die Ausgrenzung, im wahrsten Sinne des Wortes Verteufelung und Verurteilung einer gesellschaftlichen Randgruppe in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit, die aber sofort und unweigerlich eine weitere Ebene öffnet, nämlich die des aktuellen Gegenwartsbezugs. Da gibt es die allgemeine, gesellschaftliche Spannungsfelder wie Machtausübung und Machtmissbrauch, Recht und Gerechtigkeit behandelnde Ebene, die wieder im direkten Zusammenhang mit einer weiteren, nämlich der persönlichen Ebene der Schicksale der einzelnen Charaktere des Stücks steht. Da gibt es die rationale Ebene des täglichen Lebens und Überlebens und die Flucht (davor) in die irrationale Welt von Aberglauben und Hexerei. Die Verknüpfung all dieser Schichten in überleitenden oder unterstützenden Liedern oder Stücken ist eine große Herausforderung, macht aber auch großen Spaß, eben weil es eine so große Palette von Assoziationsmöglichkeiten gibt. Wir sind ja im Moment noch mitten in der Arbeit und werden ständig aufs Neue überrascht, welche von uns bisher noch unentdeckte Schicht sich vielleicht noch im Stück verbirgt und auf ihre Freilegung wartet.

Fritz Messner, 27. März 2004