Querschläger - Kultband aus dem Lungau

Die Bettlerhochzeit

Grundlegende Gedanken zum Projekt


Die Idee, die Geschichte der ehemaligen Bergbaugemeinde Ramingstein in den Mittelpunkt unserer Betrachtungen zu setzen und dazu an verschiedensten Orten Theater & Musik zu machen, haben wir vor Jahren mit dem damaligen Bürgermeister Hans Bogensberger entwickelt. Das Konzept "die Dörflichkeit neu zu erfahren, über das Theater Einblicke in die eigene Geschichte zu erlangen" hat sich bewährt und ist seit damals durch enormen Erfolg und Publikumszuspruch gekennzeichnet. Ob im Geigenwald, auf der Burg Finstergrün, in der ehemaligen Papierfabrik oder am Jagglerhof, alle Stücke spielen im Lungau, haben mehr oder weniger historische Wurzeln und werden von Theaterautor Mark Ubl (um)geschrieben. Selbstredend wird zum größten Teil in der Mundart gesprochen, heimische SchauspielerInnen übernehmen die Rollen, der Salzburger Schauspieler Gerard Es führt Regie. Bühnenbild, Requisiten und Kostüme werden zusammen mit ansässigen Künstlern und Handwerkern erstellt, selbst die Feuerwehr ist manchmal mit dabei. Die Musik kommt aus der Region, heuer zum zweiten Mal von der Lungauer Band "Querschläger", welche heimatliche Gefühle ohne Trachtenhut-Kitsch, dafür aber mit offenen Augen für die Gegenwart hervorbringt. Die Geschichte des Lungaues bietet in seiner Fülle Anknüpfungspunkte auf verschiedensten Ebenen , es gibt eine breite Palette von Anregungen und Anknüpfungspunkte für Lieder und Stücke. Nicht immer herzig-lustig, doch immer sehenswert. Bei der "Bettlerhochzeit" gibt es die historische Ebene des Prozesses von 1688/89, die Ausgrenzung, im wahrsten Sinne des Wortes Verteufelung und Verurteilung einer gesellschaftlichen Randgruppe in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit, die aber sofort und unweigerlich eine weitere Ebene öffnet, nämlich die des aktuellen Gegenwartsbezugs. Da gibt es die allgemeine, gesellschaftliche Spannungsfelder wie Machtausübung und Machtmissbrauch, Recht und Gerechtigkeit behandelnde Ebene, die wieder im direkten Zusammenhang mit einer weiteren, nämlich der persönlichen Ebene der Schicksale der einzelnen Charaktere des Stücks steht. Da gibt es die rationale Ebene des täglichen Lebens und Überlebens und die Flucht (davor) in die irrationale Welt von Aberglauben und Hexerei. Die Verknüpfung all dieser Sichtweisen ist eine große Herausforderung, macht aber auch großen Spaß, für Musiker als auch Schauspieler und ist ein Versuch, Heimattheater einmal anders zu gestalten.

Robert Wimmer, Gesamtkonzept